Auch in früheren Qellen (Freiberger Bürgerbuch 1485-1605) fungiert der Familienname als solcher.
Im Codex diplomaticus saxoniae Regiae 1378 – 1485 ist in den Bürgeraufnahmelisten für Freiberg der Familienname Wagner als Wayner geschrieben, ist aber ebenfalls keine Berufsbezeichnung.
Auch Richard Wagners Vorfahre in 6. Generation Martin WAGNER, geboren in 1603 in Freiberg i. S., gestorben 1669, war von  Beruf kein Wagner - sondern Kirchner und Schulmeister.
Unter den 50 häufigsten deutschen Familiennamen stellen die  Berufsnamen die Mehrheit (30 Namen), schon die ersten 14 sind  Berufsbezeichnungen.
Dazu gehören Müller, Schmidt (Schmied), Schneider, Fischer, Meyer (Verwalter, Hofvorsteher), Weber, Wagner (Wagenradbauer), Becker (Bäcker), Schäfer und Schulz (Ortsvorsteher, Bürgermeister, Vollstreckungsbeamter). Viele  überkommene Nachnamen erhalten so Berufe oder Berufsbezeichnungen, die  es längst nicht mehr gibt.
Einige Berufsnamen sind nicht unmittelbar als solche erkennbar, denn  sie waren Übernamen für die eigentlich ausgeübten Berufe. Beispiele  hierfür sind Nabholz für einen Wagner, Stoiber oder Stauber für einen Müller, Hartnagel für einen (Nagel-)Schmied.

Der Wagner

Wagner-1568

Wikipedia

Im 9. Jahrhundert wurde erstmals in Venedig ein Familienname vererbt.  Diese Sitte breitete sich von dort aus im 10. Jahrhundert nach Norditalien und Südfrankreich aus.
Im 11. Jahrhundert gelangte der Gebrauch nach Katalonien und Nordfrankreich, im 12. Jahrhundert nach England und in das Gebiet der Schweiz.
Danach wurde der Gebrauch eines festen Familiennamens auch in den west- und süddeutschen Städten üblich.
Anfang des 15. Jahrhunderts waren  Familiennamen überall im deutschen Sprachraum anzutreffen, aber nicht  durchgehend. Auch konnte der Familienname noch wechseln, zum Beispiel  bei Wegzug oder aufgrund neuer Berufstätigkeit.
Während der Adel seit der Erblichkeit der Lehen im Jahr 1037 feste Familiennamen trug, um seine Erbansprüche geltend machen zu können, folgten erst später die Patrizier und Stadtbürger.
Bäuerliche Gegenden kamen ohne einen festen  Familiennamen bis zum 17. oder 18. Jahrhundert aus, in Friesland wurde  er erst im 19. Jahrhundert gesetzlich eingeführt. Im mittleren Erzgebirge wird zu Beginn der Kirchenbuchaufschreibungen (z.B. 1578 in Zethau) der Familienname Wagner nicht mehr als Berufsbezeichnung verwendet.

Wagners im Erzgebirge